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Archäologische Untersuchungen und Ausgrabungen zur antiken Urbanität

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Forum von Pompeji

Erst mehr als sechzig Jahre nach dem Beginn der Ausgrabungen von Pompeji wurde zwischen 1814 und 1816 das Forum der Stadt und damit deren administratives und kommunikatives Herz freigelegt. Da bis dahin kein anderes römisches Forum ausgegraben worden war, nahm es nicht nur in den Handbüchern zur antiken Architektur, sondern auch in der zeitgenössischen Diskussion zum Städtebau eine wichtige Rolle ein, wo es gern als gelungenes Beispiel eines zentralen, monumentalen Platzes angeführt wurde.

Doch obwohl sich die Bedeutung des Forums bis heute in jeder Monographie und jedem Reiseführer abzeichnet, erwies sich, dass die Dokumentation des Grabungszustandes neueren Ansprüchen nicht genügen konnte. Somit wurde zuerst eine Dokumentation des Pflasters ebenso wie der fünf Ehrenbögen geplant, die ohne jeden Eingriff auskamen. Auf Anregung der Soprintendenza konnte später am Südende des Forums durch räumlich begrenzte Grabungen auch die ältere Geschichte dieses Platzteils erforscht werden.

Erstmals wurde das erhaltene Pflaster des Forums photographisch und zeichnerisch genau dokumentiert. Dabei ließen sich zahlreiche Spuren für abgeräumte, verschobene und nachträglich aufgestellte Ehrenstatuen und Brunnen nachweisen.

Sah man bisher die Ausstattung des Platzes relativ statisch, so zeigt sich jetzt eine unerwartete Dynamik von Umgestaltung und Nutzungsänderungen bis in die späten Jahre der Stadt. Die Orte der Statuenaufstellung erlauben Schlüsse über die Bedeutung einzelner Gebäude und die Bewegungen der Benutzer des Platzes.

Klaus Müller konnte erstmals die Ehrenbögen Pompejis bauhistorisch dokumentieren und untersuchen. Dabei ergaben sich endlich konkrete Datierungsanhalte für die bisher nur mit wenig belastbaren historischen Kombinationen benannten Bögen. Auch hier wurden zahlreiche Veränderungen und Umbauten deutlich und deren urbanistische Bedeutung erkennbar.

Schließlich konnten durch auf die Südseite des Platzes beschränkte Grabungen ebenfalls die historischen Abfolgen der Bebauung freigelegt werden. Eine bisher nicht erkannte Erweiterung des Platzes erlaubte die Errichtung von drei repräsentativen Sälen öffentlicher Funktion in mittelaugusteischer Zeit. Auch hier lässt sich mittlerweile eine lebhafte Bautätigkeit belegen, die bis zum Tag des Vesuvausbruchs reicht: ein Graben zur Verlegung einer neuen Wasserleitung stand im Herbst 79 n. Chr. noch offen.

 

Literatur

V. Kockel, Altes und Neues vom Forum und vom Gebäude der Eumachia in Pompeji, in: R. Neudecker – P. Zanker (Hrsg.), Lebenswelten. Bilder und Räume in der römischen Stadt der Kaiserzeit (Palilia 16) (Wiesbaden 2005) 51–72 (zum Volltext).

V. Kockel – M. Flecker, Forschungen im Südteil des Forums von Pompeji. Ein Vorbericht über die Arbeitskampagnen 2007 und 2008, Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Römische Abteilung 114, 2008, 271–303.

V. Kockel, Das Forum von Pompeji, Akademie Aktuell 43, 2012, H. 4, 12–17.

K. Müller, mit Beiträgen von Valentin Kockel, Die Ehrenbögen in Pompeji. Studien zur antiken Stadt 10 (Wiesbaden 2011) (siehe Publikationen).

Weitere Informationen

Zum Projekt

Universität Augsburg

Zur Projektleitung

Prof Dr. Valentin Kockel
Klassische Archäologie
Universität Augsburg
86135 Augsburg
E-Mail

Gemeinsam mit Dipl.-Ing. Rainer Zahn; Dr.-Ing. Klaus Müller; Dr. Manuel Flecker; Dr. Christoph Rummel

Förderung

Dieses Projekt wird gefödert von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Fritz-Thyssen-Stiftung.